Orioxy

Die Musik von Orioxy erkundet eine Traumwelt, flüchtig und zerbrechlich, die den Bewegungen von Sängerin Yael Miller und Harfenistin Julie Campiche folgt. Die zwei jungen Frauen sind die Seele des Ensembles, im Boden verankert durch die Rhythm-Section mit Schlagzeuger Roland Merlinc und Kontrabassist Manu Hagmann, als würden sie einen aufmüpfigen Papierdrachen an Seidenfäden festhalten.

Die Facetten des Fremden sind der Motor von Orioxy. In dessen Innern geschehen Explosionen der Zartheit, der Unschuld. Explosionen von Pastelltönen, die sich mit einem Mal in klare Linien verwandeln können. Explosionen auch von Sprache, von mehreren Sprachen, genauer gesagt. Vom Englischen über das Französische zum Hebräischen – der Einsatz von Yael Millers Muttersprache bleibt fernab jeder traditionellen oder folkloristischen Versuchung und fügt vielmehr eine Prise Fremdartigkeit und fesselnde Tiefe hinzu. Explosionen von Formen schliesslich, die sich scheinbar über jedes Album des Quartetts erstrecken, ohne sich dabei um Schubladisierungen zu kümmern. Eindeutig unklassifizierbar; dafür umso freier.

Nachdem sie auf ihren ersten zwei Alben üppige nächtliche Szenerien schufen, Kindheitslandschaften, durchströmt von einer überwältigenden Vorstellungskraft, machen sich Orioxy mit Lost Children nun daran, ihr von Details wimmelndes Universum zu vervollkommnen, es in Gang zu setzen. Wie die Knetmasse beim Animationsfilm wird Bild für Bild, Geste für Geste in eine flüssige und natürliche Bewegung geformt. Ein Universum, das, scheinbar ahnungslos, kindliche Ängste wiedererweckt. Jene gutmütigen und arglosen, die man auch weiterhin empfinden möchte. Ungestüm und ausgelassen ist es, Orioxys neuestes Werk, verträumt und zaghaft, wie alle Kinder, voller Fantasie und Hoffnung.

Mit ihrem dem Jazz und Songwriting entsprungenen Stil, in den sich nahtlos die Grellheit eines Pop-Ansatzes einfügt, durchstreifen Orioxy seit 2008 Europa.

Ihre beiden Vorgängeralben sind bei der internationalen Kritik gut angekommen. Unter anderem bezeichnete sie das Jazz Magazine Jazzman als Offenbarung, Jazz News als Entdeckung oder la République du Jazz als „Coup de Cœur“. Orioxy erhielten den Grossen Jury-Preis des Tremplin Jazz d’Avignon 2013 sowie das Prädikat „Coup de Cœur“ des Magazins Femina.

Die Band wird überdies von den Institutionen der Schweizer Kulturförderung unterstützt. So ist ihre Musik auf den letzten Ausgaben der Compilations Swiss Vibes und Jazz Made in Switzerland zu finden. Ausserdem hat Pro Helvetia die Band in ihre prioritäre Jazzförderung 2015-2017 aufgenommen.

von Franpi Barriaux

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