Double Drums

Es ist ein großer Spaß, wenn man sieht, wie Double Drums, das Percussion-Duo mit Alexander Glöggler und Philipp Jungk, zu Werke geht. Selten hat man Schlagwerker so über die Bühne wirbeln sehen. Gehören doch zu ihrer reichen Palette von Instrumenten nicht nur gängige Drumkits und Schlagwerk-Utensilien, sondern allerlei klingende Utensilien bis hin zu Baumarkt-Gerätschaften wie Säge oder Bohrmaschine. Und doch steht bei Double Drums jenseits jeder Show das musikalische Ergebnis immer für sich. Das beweisen schon die vier bislang zu ihren Programmen erschienenen CDs, und das beweist umso mehr ihr jüngstes Projekt: „Groovin‘ Christmas“.

Entstanden ist das Projekt wieder einmal aus dem puren Spaß am perkussiven Experiment: „Wir blödeln am Set beim Soundcheck oder bei der Probe ja gerne einfach mal herum. Im vergangenen Winter haben wir auf Dosen und Töpfen herumgespielt und sind wohl wegen der Jahreszeit auf ‚Jingle Bells‘ gestoßen. Das war sehr lustig, vor allem, weil sich das dann schnell in eine ganz andere Richtung bewegt hat,“ erzählt Jungk. Schnell hatten die beiden Blut geleckt: Warum nicht mit ihren besonderen Mitteln eine Weihnachts-CD machen, die es wirklich noch nicht gibt? „Weihnachten und Schlagzeug – das ist ja scheinbar ein totaler Gegensatz. Genau das hat uns gereizt und war die Ur-Idee für diese CD,“ berichtet Jungk. Dass also das vermeintlich Unvereinbare, Unpassende sich bestens zueinander fügt, das demonstrieren Double Drums jetzt auf einer Perkussion-Reise quer durch Genres, Stile und Kontinente. Glöggler und Jungk zeigen, wieviel Rhythmus in Weihnachtsmusik, aber auch, wieviel Melodie und Emotion in Perkussion stecken kann.

Wie viele Seiten man mit Schlagzeug ansprechen kann, wie virtuos, dynamisch, emotional, lustig und bildhaft es klingen kann, das testen Alexander Glöggler und Philipp Jungk aus, seit sie Double Drums 2004 gründeten. In dem Jahr, in dem sie beide an der Münchner Musikhochschule ihr Meisterklassendiplom bei Peter Sadlo in klassischer Perkussion erhielten. Denn funktionieren können solche Vorhaben natürlich nur, wenn man neben dem nötigen Spieltrieb und Humor auch über die entsprechenden instrumentalen Fähigkeiten verfügt. Die haben die beiden ganz klassisch nachgewiesen, als Solisten und Ensemble-Mitglieder in renommierten Orchestern wie den Radio-Sinfonieorchestern des SWR oder des BR, dem Orchester der Bayerischen Staatsoper oder im Münchner Kammerorchester, als Mitglieder der international bekannten „Li Biao Percussion Group“, aber auch in der Zusammenarbeit mit Künstlern unterschiedlichster Richtungen, von Klassikstars wie Sol Gabetta über die Thilo Wolf Big Band bis zu den Krautrockern von Amon Düül.. Vor allem aber eben im Duo „Double Drums“, in das die beiden all ihre Erfahrungen einbringen. So erfolgreich, dass sie 2010 dafür den Bayerischen Kunstförderpreis erhielten, und – nur ein Beispiel unter vielen Lobeshymnen – der Berliner Tagespiegel vom „ultimativen Perkussion-Spektakel“ schrieb.

Schon während des Studiums war Glöggler und Jungk klar geworden, dass ihre Interessen weit über den üblichen, klassischen Bereich des Schlagwerkers hinausreichen und sie die universellen Einsatzmöglichkeiten ihrer Instrumente nicht nur im Orchestergraben, sondern auch als Frontmänner auf der Bühne ausnutzen und vorführen wollen. Und so beweisen Double Drums jetzt mit diesem Weihnachtsprogramm der anderen Art, dass zwei Perkussionisten ganz alleine fast die Polyphonie eines Orchesters, in jedem Fall aber die rhythmische Wucht und die melodische Qualität einer Band erzeugen können. Ein besonders schönes Beispiel dafür ist „A child is born“: Die Marimba führt mit pulsierenden Zerlegungen die Grundakkorde ein, nach und nach legen sich dann die vom Vibraphon gespielte Melodie, ein versetztes Motiv vom Eggshaker und diverse rhythmische Kontrapunkte schnalzend und klickend darüber. Nur eine Möglichkeit, weihnachtlicher Musik völlig neue Seiten abzugewinnen: Tschaikowskis „Nussknacker“ etwa gewinnt durch die harte Rhythmisierung mit Stopps und überraschenden Wechseln und durch schwere Bass-Sounds eine enorme Dramatik und klingt fast wie aus einem James-Bond-Soundtrack. Und wenn aus „Jingle Bells“ „Jingle Beats“ wird, dann klingt es wie einst bei der Fußball-WM in Südafrika. Der größte aller Weihnachtsklassiker „Stille Nacht“ schließlich bekommt bei Double Drums plötzlich einen völlig überraschenden, unwiderstehlichen Latin-Groove.

So vielseitig die Interpretationen sind, so weit gestreut ist auch die Auswahl der Stücke von „Groovin‘ Christmas“: Das Repertoire reicht von Bach – mit „Jauchzet, Frohlocket“ aus dem Weihnachtsoratorium ebenso wie mit Gounods hybrider Verarbeitung seines C-Dur-Präludium zum „Ave Maria“ – über deutsche („Morgen Kinder wird’s was geben“) oder internationale Volkslieder („Good Rest Ya Merry Gentlemen“) bis zu vier Eigenkompositionen wie der asiatisch anmutenden „Mongolian Sleighride“. Diese stammt aus der Feder des seit langem befreundeten Komponisten Hermann Weindorf, der das Album auch arrangiert und produziert hat.

Ohne auf geliebte Melodien und Hörgewohnheiten verzichten zu müssen, bekommt der Zauber der Adventszeit bei Double Drums ganz neue Facetten. So kann Weihnachten kommen, ein „Groovin‘ Christmas“ eben, mit einer Weihnachts-CD, wie es so bisher wirklich keine gibt.

http://www.doubledrums.com/

Aktuelle Konzerttermine: http://www.doubledrums.com/concerts