Abisko Lights – Point Of View

Beschreibung

Dirk Flatau  Piano, Komposition
Tabea Schrenk  Cello
Thomas Kolarczyk  Kontrabass
Hannes Daerr  Bassklarinette
Benni Wellenbeck  Schlagzeug

 

Was kommt heraus, wenn sich fünf Musiker aus der wilden, jungen, dynamischen Berliner Musikszene zusammentun? Im besten Fall auch mal wunderbar fließende, organische, betörende Musik. Das Beste aus vielen musikalischen Welten rundet sich beim vom Pianisten Dirk Flatau gegründeten Quintett Abisko Lights zu purer Jazz-Poesie, wie das zweite Album „Point of View“ eindrucksvoll beweist.

Der Bandname bezieht sich auf einen kleinen Ort im schwedischen Lappland nördlich des Polarkreises, wo man das faszinierende Schauspiel der Polarlichter be-sonders gut verfolgen kann. Er steht also für das musikalische Programm Flataus und seiner Begleiter, sich von magischen Orten und den durch sie hervorgerufenen Erinnerungen inspirieren zu lassen. Musiker, und ganz besonders Jazzmusiker, sind ja immer auch Reisende und Suchende, musikalisch wie geografisch. So verwandeln sich Dirk Flataus ganz persönliche Eindrücke auf „Point of View“ in ein musikalisches Road Movie, in buchstäblich grenzüberschreitende Klanglandschaften. Seien es magische Momente wie beim Zelten am See in den unendlichen Weiten Skandinaviens und beim Übernachten in der ägyptischen Wüste oder auch nur ein unvergessliches, nicht enden wollendes Kneipengespräch und ein tief empfundener stiller Abend alleine auf seinem Balkon in der Berliner Sonnenallee.

Dafür, dass diese impressionistischen Kostbarkeiten stets überraschend und farbenreich daherkommen, sorgt schon die ungewöhnliche Besetzung von Abisko Lights: Zur üblichen Klaviertrio-Rhythmusgruppe kommen Cello und Bassklarinette dazu. Wichtiger noch ist natürlich, dass diese Instrumente ausnahmslos von Meistern ihres Fachs gespielt werden, die aus unterschiedlichen Richtungen kommen. Jeder steuert seine besonderen Stärken und Vorlieben bei: Dirk Flatau selbst studierte Jazz- und klassisches Klavier in Amsterdam und spielte dort mit Größen der niederländischen Musikszene wie Janne Schra, Renee van Bavel und Amber Schoop, bevor er nach Berlin ging, wo er unter anderem mit Chris Hirson, Diego Piñera und Marie Séférian arbeitete. Zwischen Jazz und Pop bewegt sich Schlagzeuger Benjamin Wellenbeck, den Flatau am Amsterdamer Konservatorium kennenlernte: Er wirkte als Drummer, aber auch als Arrangeur, Komponist oder Produzent für so unterschiedliche Projekte wie das Pär Lammers Trio, Götz Rausch Orchester und OrangotangoMusic. Von Jazz über Weltmusik bis hin zu experimentellem Rock reicht die Palette des Bassisten Thomas Kolarczyk, der schon im Jugendalter zahlreiche Preise gewann und im Studium in Berlin bei Marc Muellbauer und Greg Cohen die höheren Weihen des Instruments erhielt. Im Jazz ist er außer mit Abisko Lights und seinem eigenen Quintett mit preisgekrönten Bands wie Leléka oder dem Marc Doffey Quintet unterwegs.

Ein echter Generalist ist Bassklarinettist Hannes Daerr, der an der Weimarer Musikhochschule „Franz Liszt“ Saxofon und Klarinette studierte. Viel arbeitet er als Studio- und Theatermusiker, und er wirkte in Weltmusik-Gruppen wie Azul Cielo, dem Tango-Ensemble Bassa oder Klezmer-Formationen ebenso wie in Moritz Sembritzkis Magnetic Ghost Orchestra und seinem eigenen Quartett No Trash, in dem er sich sich ganz dem Jazz widmet. Ganz von der Klassik schließlich kommt die Cellistin Tabea Schrenk. In Helsinki, London, Cardiff und Berlin ausgebildet und mehrfach preisgekrönt war sie Akademistin der Welsh National Opera und bei BBC Now; stiloffen arbeitet sie für verschiedene Theater, das Berliner Stehgreiforchester und in ihrem eigenen Trio She Plays Cello.

Gemeinsam folgen sie auf „Point of View“ den Pfaden Flataus. Der Entstehungsprozess des Albums unterscheidet sich wohltuend von so vielen anderen, die schnell vor einer und für eine Tournee aufgenommen werden: „Bevor es ins Studio ging, haben wir die Stücke so oft live gespielt, bis wir die Musik wirklich verinnerlicht und für alles die richtige Stimmung und Energie gefunden hatten“, berichtet Flatau. Das hört man. Gemeinsam ziehen die fünf dramatische Melodielinien, mischen arabische Elemente in das triolische „Assam Special Blend“, horchen minimalistisch einzelnen Tönen nach wie auf dem Titelstück oder folgen dem heiter tänzelnden Reigen des namensgebenden Stücks „Abisko Lights“, auf dem Daerr auch am Glockenspiel glänzt. Mal klingt es nach großer Filmmusik, mal nach einer Erik-Satie-Miniatur. Jeder darf neue Klangräume öffnen, mühelos bewegt man sich zwischen Komposition und Improvisation. Stück für Stück entsteht so bezaubernde Musik, die sich ihrer Schönheit rühmen darf.