Doris Orsan & Johannes Tonio Kreusch – Libertango

Release: 02.06.2023
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Artikelnummer: FM 339 Kategorien: , ,

Beschreibung

Doris Orsan – Violine
Johannes Tonio Kreusch – Gitarre

Mit den CDs „Dialogues“ und „Tangos & Canciones“ belebten der Gitarrist Johannes Tonio Kreusch und die Geigerin Doris Orsan das selten zu hörende Duo Violine und Gitarre neu. Reichte das Spektrum da von der klassischen Romantik über den karibischen Musikkosmos bis zur Modernen Musik, so konzentrieren sie sich bei ihrem neuen Wurf „Libertango“ zunächst auf argentinische Klangwelten. Aus einem guten Grund: Das Album zelebriert nicht nur ihre Leidenschaft für diese Musik, es basiert vor allem auf den vielen Freundschaften, die sie mit Musikern aus diesem Fach pflegen.
So ist eine Wurzel von „Libertango“ Kreuschs vor einigen Jahren begründete musikalische Partnerschaft mit Giora Feidman. Viele kennen ihn als „König des Klezmer“, vergessen dabei aber, dass er Argentinier ist und dementsprechend von Tango und Milonga, Tango Nuevo, aber auch Alberto Ginasteras Kunstmusik geprägt ist. Feidman beriet Kreusch bei der Auswahl und Interpretation mancher Stücke, etwa dem titelgebendem „Libertango“ oder auch dem weniger bekannten „Zita“, beide vom Tango-Nuevo-Begründer Astor Piazzolla. Oder vom heute und hierzulande kaum mehr bekannten klassischen Tango-Komponisten der Jahrhunder-twende Ángel Villoldo, dessen Klassiker „El Choclo“ von Kreusch und Orsan meisterhaft interpretiert wird.
Noch älter ist Kreuschs Freundschaft zum gleichfalls argentinischen Gitarristen Maximo Diego Pujol. Auch der 65-Jährige war stark von Piazzolla und argentinischer Folklore beeinflusst und gilt heute als einer der wichtigsten lateinamerikanischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Seine mehr als 40 veröffentlichten Werke werden von Gitarristen weltweit gespielt. Auf „Libertango“ gibt es nun die Weltpremiere des für Kreusch komponierten Gitarren-Solostück „Autovía“ zu hören. Mehr noch, Pujol arrangierte fast alle Stücke des Albums, erstmals in Zusammenarbeit mit einem weiteren engen Freund von Kreusch und Orsan.
Das ist der kubanische Komponist Tulio Peramo, den Kreusch vor fast 30 Jahren in Havanna kennenlernte, der später auf von Kreusch kuratierten Festivals erstmals in Deutschland auftrat und inzwischen ebenfalls etliche Stücke für Kreusch und Orsan geschrieben hat. Wie kein anderer versteht es Peramo, die Stile und Farben der kubanischen Musik mit den Formen und Traditionen der europäischen Klassik zu verschmelzen. Dies durchdringt an vielen Stellen auch die meisterhaften Arrangements auf „Libertango“. Wofür es in der Umsetzung natürlich nicht nur technischer Extraklasse, sondern auch musikalischer Intelligenz und einer künstlerischen Bandbreite bedarf. Was Kreusch und Orsan schon kraft ihrer Biografien mitbringen.
Doris Orsan studierte Violine am Mozarteum in Salzburg und an der Juilliard School of Music in New York. Konzerttourneen führten sie in viele deutsche Städte und auf europäische Festivals, etwa zum Festival Clássico en Verano in Madrid, zum Festival Musique de Chambre in Beausoleil, Frankreich oder zum Ant-werpener Festival. Zu ihren Auszeichnungen gehört der Österreichische Staatspreis Kultur, ihre Summa-cum-laude-Dissertation über die Violinkonzerte von W. A. Mozart ist im Königshausen & Neumann Verlag unter dem Titel „Ein Genie reift“ erschienen. Auf ihren CD-Einspielungen findet sich nicht nur klassische Literatur, sondern auch Zeitgenössisches. Auf ihrem Album „Ciaccona“ spielt sie neben Solowerken Bachs auch ein Werk des Münchner Komponisten Nikolaus Brass.

Ihr Mann Johannes Tonio Kreusch studierte ebenfalls am Salzburger Mozarteum und an der Juilliard School of Music in New York. Seit seinem Solodebüt in der New Yorker Carnegie Recital Hall 1996 führten ihn seine Konzertreisen durch ganz Europa, in die USA, den Fernen Osten und nach Lateinamerika. Kreusch gibt außerdem Seminare und Meisterkurse, ist Autor zahlreicher Publikationen und einer der profiliertesten Festivalmacher. So leitet er die internationalen Gitarrenfestivals in Wertingen und Hersbruck – letzteres hat er zu einem der wichtigsten Gitarrenfestivals in Deutschland gemacht hat – sowie zusammen mit seinem Bruder, dem Jazzpianisten Cornelius Claudio Kreusch, die preisgekrönte Konzertreihe „Ottobrunner Kon-zerte“ und das wegweisende zeitgenössische Festival „Look Into The Future“ in Burghausen. Die Zusam-menarbeit mit seinem Bruder – die als „KreuschBros.“ auch einen Musikverlag und eine Internet-Distribution führen – hat ihm früh den Blick über die Klassik hinaus eröffnet. Außer mit klassischen Mus-ikern oder Gitarrenstars wie wie Andy York, Carlos Barbosa-Lima oder Badi Assad arbeitet er mit Weltmus-ikern und Improvisatoren wie Markus Stockhausen oder Giora Feidman zusammen. Seinen frühen Durch-bruch feierte Johannes Tonio Kreusch mit wegweisenden Einspielungen des brasilianischen Gitarristen und Komponisten Heitor Villa-Lobos – seine Liebe zur lateinamerikanischen Musik war also früh ausgeprägt.
Gemeinsam bilden Doris Orsan und Johannes Tonio Kreusch seit vielen Jahren ein erfolgreiches Kammer-musik-Duo, das eben nicht nur das Standardrepertoire pflegt, sondern viele – oft ihnen gewidmete und von ihnen uraufgeführte – zeitgenössische Kompositionen umfasst. Und so finden die beiden auf „Libertango“ ihren eigenen Weg zwischen „tristeza“ und „allegria“, zwischen Melancholie und schäumender Lebens-freude, zwischen den Elementen der klassischen Tongebung und der lateinamerikanischen Rhythmik und Phrasierung. Was aus mitunter zu oft gehörten Klassikern neue „unerhörte“ Stücke macht, und zugleich Welturaufführungen wie „Standards“ klingen lässt.
Und die beiden wären nicht die wegweisenden, vorwärtsgewandten Künstler, die sie sind, würden sie auf „Libertango“ nicht zum Schluss noch eine Verbindung zur ureigenen europäischen Tradition herstellen und den Blick in die Zukunft lenken. Erst mit den sechs kurzen Rumänischen Volkstänzen von Béla Bartók, die eine transkontinentale Brücke schlagen zur kunstmusikalischen Verarbeitung von Volksmusik. Und schlie-ßlich mit einem letzten Ausrufezeichen, erneut einer Weltpremiere eines für Kreusch und Orsan von einem weiteren Freund geschriebenen Werkes. Der bulgarische, in Paris lebende und lehrende Gitarrist und Kom-ponist Atanas Ourkouzounov widmete ihnen das zweiteilige, in einen Song (Molto delicato) und einen Tanz (Allegro ritmico) aufgeteilte „Rhodope“. Es ist ein moderner, genial mit den Melismen und Rhythmen der bulgarischen Musik wie einer modernen, aber immer zugänglich bleibenden Formensprache arbeitender Hymnus an das Gebirge in Ourkouzounovs Heimat, die den beiden alles abverlangt.
Und so rundet sich „Libertango“ nicht nur zu einem musikalischen Meisterwerk, es ist auch eine Ode an die Freundschaft, eine Fürsprache für den Austausch über alle Grenzen hinweg, ein Fest des gemeinsamen Dienens an der Musik und ein klingender Ausdruck von Menschlichkeit .

https://www.johannestoniokreusch.com/