Beschreibung
Robert Keßler – guitar
Andreas Henze – double bass
Tobias Backhaus – drums
Bloodline – das heißt soviel wie Stammbaum. Jeder Künstler muss für sich selbst ehrlich die Entscheidung treffen, wem er sich verpflichtet fühlt, und warum. Sich selbst und damit denen, die sich mit seinen Statements identifizieren können, oder äußeren Faktoren wie medialen Erwartungen, Zeitgeist oder einem Kanon. Der Gitarrist Robert Keßler hat eine ganz klare Entscheidung getroffen, und sein Album „Bloodline“ legt von diesem Schritt Zeugnis ab.
„Bloodline“ ist kein Konzeptalbum, und doch folgt die CD einem ganz klaren Konzept. Dieses Konzept heißt Leben. Nicht irgendein imaginäres Leben oder das Leben an sich, sondern Robert Keßlers ganz persönliche Bilanz der letzten zehn Jahre. Seine Rolle als Familienvater, geduldiger Freund und selbstloser Coach für unzählige junge Musikerinnen und Musiker sowie all die anderen Faktoren, die seine eigenen musikalischen Ambitionen über weite Strecken hintenan stellen. „Es ging nicht darum, mich nur auf mich zu besinnen“, hält Keßler fest. „Das fällt mir eher schwer. Deshalb erscheint diese Platte auch zehn Jahre nach der letzten. In den zurückliegenden Jahren war eben nicht ich an der Reihe, sondern Kinder, Studenten und andere Menschen.“ Er ist ein ebenso stiller wie wacher Beobachter seiner Umgebung und auch des eigenen Spiegelbildes. Am Ende treten wir einem Musiker mit der seltenen Gabe gegenüber, sich selbst zu kennen. Robert Keßler definiert sich nicht über seine Konflikte, sondern ist – zumindest nach außen – ein Pragmatiker der Alltagspoesie. Vergnügtheit und Versonnenheit sind die wesentlichen persönlichen Ingredienzien, mit denen er seinen Stücken ihr besonderes Flair verleiht.
Zur Seite stehen Keßler auf „Bloodline“ zwei Musiker, mit denen ihn persönlich viel verbindet. Mit Schlagzeuger Tobias Backhaus ist Keßler seit dem Studium befreundet. Jedesmal, wenn er mit dem Drummer auf einer Bühne steht, ist er aufs Neue beeindruckt, was Backhaus in der Musik entdeckt und dann daraus macht. Andreas Henze ist für den Gitarristen der Berliner Bassist mit dem schönsten Solo-Ton. Wo man bei anderen Bassisten abschaltet, hört man ihm besonders gerne zu, jubiliert Keßler. Auch bei seinen beiden Begleitern, die eher Mitverschworene sind als Sidemen im gängigen Sinne, ist es die besondere Kombination aus menschlichem Einfühlungsvermögen und musikalischer Brillanz, die sie für das Zusammenspiel mit Robert Keßler empfiehlt.
„Bloodline“ ist aus vielen Gründen die ideale Schleuse, durch die man nach einem langen Arbeitstag die Ruhe für den Feierabend findet, das Lotsenschiff, das uns über die Untiefen des Alltags hinwegführt, die Zauberformel, die das Ich im Wir und das Wir im Ich postuliert. Für Keßler selbst ist die CD eine Oase im Wahn der täglichen Anfechtungen und ein Stück Zuflucht. Last but not least ist „Bloodline“ eine zauberhafte Geschichte, die uns in den besten Momenten mehr zuzuhören als zu erzählen scheint.
Wolf Kampmann
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