El Manisero – CARLOS BARBOSA-LIMA & JOHANNES TONIO KREUSCH

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Beschreibung

Carlos Barbosa-Lima – Gitarre
Johannes Tonio Kreusch – Gitarre

Allzu lange hat man in Deutschland Musik in Schubladen gesteckt. In E- und U-Musik, in komponierte Klassik und improvisierten Jazz, in allerlei Anglizismen von traditional-roots-music bis modern-contemporary-avantgarde. Die akustische Gitarre fiel dabei oft genug durchs Raster und landete so in einer eigenen Nische, einer Veranstalter-Parallelwelt. Das alles ist die einzig mögliche Erklärung dafür, dass der 76-jährige Carlos Barbosa-Lima hierzulande bis heute kaum bekannt ist. Ist er doch niemand, der die Schubladen bedient hätte, sondern ein Mann, der nicht nur in der Musica Populeira seiner Heimat Brasilien, sondern auch im Latin-Jazz Nordamerikas und in der weltweiten Gitarristen-Szene eine Legende ist. Der in seiner Heimatstadt Sao Paulo schon in den Fünfzigerjahren als Wunderkind galt, mit 13 debütierte, mit 16 in die Welt auszog, in Spanien mit dem Giganten der klassischen Gitarre Andrés Segovia und später in New York – lange Zeit seine „Home Base“ – mit Antonio Carlos Jobim arbeitete, dem Erfinder des Bossa Nova. Der bis heute mehr als 100 Alben eingespielt hat, in verschiedenen Genres, aber immer geprägt von seinem eigenen, einzigartigen, brasilianisch grundierten Stil. Und der in den bedeutendsten Sälen der Welt konzertiert hat, zum Beispiel mit 21 das erste Mal in der Carnegie Hall.

Die perfekte Gelegenheit, Carlos Barbosa-Lima kennenzulernen, bietet nun sein erstes Album bei GLM „El Manisero“. Zu entdecken ist da nicht nur sein unverwechselbares Spiel auf den Saiten, das so gleichberechtigt auf Rhythmik und Melodik fußt wie bei wenigen anderen Gitarristen und stets mit ungewöhnlichen harmonischen Wendungen oder kontrapunktischen, polyphonen Erweiterungen (mit entsprechend extravaganten Griffen) überrascht. Es tritt einem hier auch einer der begnadetsten und einflussreichsten Arrangeure entgegen. Mit mehr als tausend Transkriptionen und Arrangements hat Carlos Barbosa-Lima das Gitarrenrepertoire auf einzigartige Weise bereichert, er inspirierte viele große Komponisten, Werke für die Gitarre zu schreiben. Hier demonstriert er diese Meisterschaft zum einen auf seinem ureigensten Feld: bei einem Spaziergang durch den Kosmos weltberühmter lateinamerikanischer Stücke. Und zum anderen damit, dass er diese allesamt neu und eigens für ein Gitarrenduett mit seinem Freund Johannes Tonio Kreusch arrangiert hat.

Kreusch, selbst eine anerkannte Größe der klassischen Gitarrenszene, ist hier freilich viel mehr als nur ein musikalischer Duett-Partner. Während seines Studiums an der Juilliard School in New York hat er bei Barbosa-Lima den entscheidenden Einblick in die lateinamerikanische Musik bekommen und wurde selbst einer ihrer wichtigen Interpreten. Schon sein Debüt verblüffte mit einer – soeben neu aufgelegten – revolutionären Heitor Villa-Lobos-Einspielung, die durch ihre Genauigkeit und Kreuschs Einfühlungsvermögen in dessen musikalische Vorstellungswelt nach wie vor als Meilenstein gilt. Seit langem arbeitet Kreusch auch mit Komponisten wie dem Kubaner Tullio Peramo Cabrera oder dem Argentinier Maximo Diego Pujol zusammen, die ihm Stücke auf den Leib schreiben.