Giovanni Costello – In Alto Mare

Beschreibung

Giovanni Costello – lead vocals / piano on Nr. 9
Nicolò Fragile – piano & keyboards
Francesco Corvino – drums
Marco EvansBarbra O`BrienLaura Falcinelli – backing vocals
Marco Mariniello – bass
Luca Meneghello – guitars
Daniele Moretto – trumpet
& The Budapest Art Orchestra

So aktuell wie nie klingt der Titel von Giovanni Costellos neuem Album: „In alto Mare“. Befinden wir uns doch – im auf Corona und die Weltlage übertragenem Sinn – seit einiger Zeit „auf hoher See“, noch dazu in aufgewühlten Wassern. Ausgeliefert den Launen der Natur wie des Schicksals, aber eben auch aufgebrochen zu neuen Ufern und auf der Reise. Was durchaus alles in Costellos Album einfließt, auch wenn es vor allem in den italienischen Farben leuchtet, weil es Costellos Karriereweg und Erfahrungen rundum abbildet: Von Cantautori-Liedermachersongs und jazzigem Crooner-Gesang bis zu internationalem Pop und Funk.

Eine Bandbreite, die früh vorgezeichnet war. Schon als kleiner Bub rannte Costello Celentano-Hits singend durch die Küche der Oma; mit sieben lernte er Klavier und stand bald darauf das erste Mal auf einer Bühne. Noch als Schüler gründete er seine erste Band – mit der er mit 18 bereits durch ganz Italien tourte. Dass er die Musik zu seinem Beruf machen würde, war da schnell klar. Dass er dafür ein solides Fundament haben wollte, aber auch. So studierte er in Perugia Klavier und in Mai-land Komposition. Was er unter anderem dadurch finanzierte, dass er nebenbei so oft es ging als Barpianist auftrat. Eine intensive Zeit und ein wichtiger Erfahrungsschatz, den Costello auf „In alto Mare“ mit seiner Version von Francesco De Gregoris „La donna cannone“ aufgreift und Revue passieren lässt.

Fällt doch in diese Zeit die Entdeckung seiner besonderen Stimme und ihrer unwiderstehlichen Wir-kung auf das Publikum. Nicht zuletzt auf das deutsche. Denn bald nach dem Studium verlegte Costello auf die Empfehlung eines Managers und wegen der Nachfrage als Pianist seinen Haupt-wohnsitz nach Deutschland – auch wenn er die Batterien regelmäßig in seiner umbrischen Heimat auflädt. Den Durchbruch als Sänger verdankt er denn auch seinem Auftritt bei der ersten Staffel von „The Voice of Germany“ 2011, der ihn bis ins Halbfinale und in die Herzen eines Millionenpub-likums führte. Seitdem ist Costello zu einem herausragenden Botschafter von italienischem Stilbe-wusstsein, italienischer Lebensart und vor allem der italienischen Musik geworden. Was mit seinem sechsten Album „In alto Mare“ einen neuen Höhepunkt in Sachen Vielfältigkeit erreicht.

Elegant wie immer verbindet Costello hier mehr denn je die Stile miteinander. Schon beim Einstieg mit dem Titelstück, einem italienischen Pop-Klassiker von Loredana Berté, gelingt ihm eine funkige, mit einer oldschool-Rap-Einlage garnierte Reminiszenz an die von Bands wie Kool & the Gang geprägten Disco-Ära der Siebziger- und Achtzigerjahre. In diese nicht nur musikalisch von ungetrüb-tem Optimismus durchzogenen Zeiten führt auch Costellos Version von „Non Avere Paura“, ein bisher unveröffentlichtes Stück des Gitarristen Mauro Culotta, einem der Hausautoren der „Prima-donna des Italo-Pop“ Mina.

Noch weiter zurück, in die erste große Zeit der Singer/Songwriter geht es mit „Era bella“, der italienischen Version des 1971 erschienenen „Nothing Rhymed“ von Gilbert O’Sullivan. Costello macht daraus eine überwältigende Hymne, nicht zuletzt dank des Duetts mit dem unverwechselbaren Fausto Leali, einem der großen italienischen Sänger der Achtziger- und Neunzigerjahre, der Italien auch beim Eurovision Song Contest vertrat. Ganz in den Cantautori-Kosmos taucht Costello beim melancholischen, ganz offensichtlich auch von der großen italienischen Operntradition inspirierten „Vivere“ ein. Ein ebenfalls bisher unveröffentlichter Song von Antonio Galbiati für den großen Eros Ramazotti. Und der typische, von R’n’B durchzogene Power-Sound von Zucchero erklingt bei „Gua-rdare ma non toccare“.

Freilich hat Costello für „In Alto Mare“ nicht nur herausragende Stücke fremder Autoren ausgesucht, sondern auch wieder seiner mit dem vorletzten Album „Splendido“ begonnenen eigenen Kompositionsleidenschaft freien Lauf gelassen. Das seinem Titel alle Ehre machende „Blues“ und das treibende „Amami“ gießen eigene Erfahrungen in emotionale Klänge. Doch bei aller charismati-scher Präsenz ist Giovanni Costello kein Selbstdarsteller. Schon immer war er ein Teamplayer, der sich für seine Botschaften mit den Besten zusammentat, von Musikern wie Luca Meneghello, Gitar-rist von Mina, der bekanntesten Sängerin Italiens, oder Marco Mariniello, der Bassist von Andrea Bocelli, über die (sein letztes Album „True Italian Stories“ in die große Form einhüllende) SWR Big Band mit ihren großartigen Jazz-Solisten bis zu Produzenten wie dem Stuttgarter Ralf Hesse oder dem kanadischen Michael-Bublé-Arrangeur David Foster.
Für „In alto Mare“ ist nun Nicolò Fragile eine Schlüsselfigur. Nicht nur als Pianist und Keyboarder, der Costello – bis auf das finale Solo „La donna cannone“, wo er selbst in die Tasten greift – stets Song-dienlich begleitet. Sondern vor allem als Arrangeur und Produzent des Albums. Dank seiner großen Erfahrung – Fragile hat in den vergangenen 20 Jahren an über 200 Alben und mit fast allen italienischen Stars von Mina, Irene Grandi, Loredana Bertè oder Ornella Vanoni bis zu Eros Ramazzotti, Mario Venuti, Adriano Celentano oder Mario Biondi gearbeitet – fand er für jedes Stück, für jeden Stil und für jede Farbe von Costellos Gesang den richtigen Dreh. Ob er beim hart synkopierten „Amami“ ein knorriges Baritonsaxofon-Riff einbaut, bei „Gelosia“ eine folkige Akustikgitarre oder bei „Non Avere Paura“ stylische Synthesizer-Flächen. Oder für orchestrale Wucht auf das großartige Budapest Art Orchestra zurückgreift.

Nicht zuletzt dank Fragiles Hilfe darf Giovanni Costello also mit „In alto Mare“ mehr denn je als Botschafter der großen italienischen Songs glänzen, in all ihrer Pracht von der klassischen Verspieltheit über die melodramatischen und hochromantischen Momente bis zum puren Funk und Pop. Die aber bei aller stilistischen Vielfalt stets Liebe, Frieden und Gemeinsinn vermitteln.

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